Die Vorbereitung:
Schon eine Weile vor der dritten Mobilität trafen sich die Projekt-Koordinatoren der einzelnen Länder in mehreren Videokonferenzen, um den Ablauf und die Inhalte des Austausches zu besprechen und zu planen. Da an dieser Mobilität erstmals auch Schülerinnen und Schüler teilnehmen sollten, gab es – im Gegensatz zum vorherigen Austausch- nun einige zusätzliche Planungsaspekte zu beachten. Dazu gehörten beispielsweise die Unterbringung der Schülerinnen und Schüler bei Gastfamilien oder auch die zahlreichen programmatischen Aktionen, die die Jugendlichen altersgerecht in die Projektthematik einbinden sollten. Aufgrund der gelockerten „Corona-Bestimmungen“ durften, im Gegensatz zu den vorherigen Mobilitäten, auch die deutschen Lehrkräfte mit ihren Schülern anreisen. So konnten für diesen Austausch ausschließlich „reale“ Aktivitäten geplant werden und Online-Veranstaltungen außen vorgelassen werden.
Der Austausch im sonnigen Portugal stand thematisch unter dem Motto „Unterricht nach Maß“. Hauptinhalte sollten die Beschäftigung mit Fragen zur Differenzierung im Unterricht, dem individuellem Lernen und der Umsetzung von Inklusion im Schulalltag sein. Ebenso sollten die thematischen Fragestellungen grenzüberschreitend beleuchtet, multiperspektivisch betrachtet und reflektiert werden.
Um den thematischen Einstieg und Diskurs in Almada zu erleichtern, hatten sowohl die Lehrkräfte als auch die jugendlichen Teilnehmer schon vor der Reise unterschiedliche „Hausaufgaben“ zu erledigen. So erstellten die Schülerinnen und Schüler kleine Präsentationen und digitale Plakate über ihre Meinung zur unterrichtlichen Differenzierung und recherchierten kurze Geschichten, die sie später in Portugal im Unterricht vortragen sollten. Die Lehrkräfte wiederum erstellten Videosequenzen, die die Art und Weise der Differenzierung an der eigenen Schule und im eigenen Land darstellten und so auch Einblicke in die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Systeme geben sollten.
Natürlich gab es auch Reisevorbereitungen außerhalb der inhaltlichen Planung. Jeweils drei Jugendliche aus den einzelnen Partnerländern nahmen am Austausch teil und sollten bei Gastfamilien unterkommen. Durch die gute Vorarbeit und Organisation von Isabel Lopez, konnte für alle Teilnehmer eine passende Gastfamilie gefunden und die Jugendlichen gut untergebracht werden. Gerade in Zeiten von „Corona“ war diese Aufgabe nicht zu unterschätzen. Die Bereitschaft einen Gastschüler aufzunehmen, zeugte auch von der herzlichen Gastfreundschaft in Portugal. Schon vor dem Antritt der Reise wurden erste Kontakte zwischen den Jugendlichen und ihren Partnern hergestellt, so dass sich die Teilnehmer bereits vor dem ersten „echten“ Treffen kennenlernen und austauschen konnten.
Gut vorbereitet und voller Vorfreude reisten alle Teilnehmer am 08.11. aus ihren Ländern in Almada an. Der Austausch konnte beginnen.
Der Austausch
In der Woche vom 08. November bis zum 12. November war es nun soweit - der erste reale Austausch der mit allen Partnerschulen des Erasmus-Projektes “Let´s Camole” begann im portugiesischen Almada in direkter Nähe zur Hauptstadt Lissabon.
Die gastgebende Schule, die Escola Secundaria Fernao Mendes Pinto, konnte jeweils drei Lehrkräfte zusammen mit jeweils drei Jugendlichen aus den Partnerländern Litauen, Slowenien, Griechenland, Deutschland und Ungarn vor Ort begrüßen.
Es sollten sehr schöne und spannende Tage im spätsommerlichen Portugal werden. Tage in denen alle Teilnehmer sowohl ihr Wissen über die fachlichen Themenfelder der Mobilität erweitern und austauschen konnten als auch tief in die so eindrucksvolle Geschichte und die gastfreundliche Kultur Portugals eintauchen konnten.
Am Ende des Austausches blickten alle Beteiligten auf eine harmonische und lehrreiche Zeit zurück, in der neue grenzüberschreitende Freundschaften entstanden und der Erfahrungshorizont der Teilnehmer aus allen Altersgruppen in positiver Weise erweitert werden konnte.
Tag 1: Dienstag, 9.November
Nach der Anreise und einem ersten Willkommenstreffen am Montag, trafen sich die Teilnehmer am Dienstagmorgen in der Aula der Escola Secundaria Fernao Mendes Pinto. Es herrschte schon vor dem ersten Programmpunkt eine hervorragende Stimmung, denn die Schülerinnen und Schüler berichteten positiv aufgeregt von ihrer ersten Nacht in den Gastfamilien. Sie stellten einander ihre Gastgeber vor und tauschten sich dabei über sämtliche Interessen aus.
Der erste Programmpunkt war die offizielle Begrüßung durch die Schulleiterin der gastgebenden Schule, Frau Dr. Ana Pina. Die Schulleiterin gratulierte den Partnerschulen zur Wahl der Projekt-Themen, die gerade in diesen schwierigen Zeiten für die Bildung so wichtig seien und wünschte den Teilnehmer einen schönen Aufenthalt in Portugal. Anschließend stellte die Projektkoordinatorin Isabel Lopez das abwechslungsreiche und kurzweilige Programm der kommenden Tage vor und ging dabei sehr motivierend auf die vielen Aspekte der Differenzierung an europäischen Schulen ein.
Natürlich stand auch das gegenseitige Kennenlernen der Projektteilnehmer im Mittelpunkt der ersten Zusammenkunft. Unterschiedliche „Icebreaker“ brachten die Projektteilnehmer einander näher und sorgten für eine stimmungsvolle Atmosphäre.
Nach einer kurzen Pause, mit leckeren portugiesischen Köstlichkeiten, bildeten die Lehrkräfte zusammen mit den Schülerinnen und Schüler unterschiedliche internationale Teams. In verschiedenen Aufgaben und Rätseln, lernten sie Vieles über die Geografie, Kultur und Geschichte Portugals kennen. Und bei der Auswertung der Aufgaben kam es zu vertieften Einblicken in die Kultur des Landes, die durch die Berichte und Erzählungen der gastgebenden Lehrer in interessanter Weise erweitert wurden.
Die zahlreichen Aufgabenstellungen waren aber auch für die Lehrkräfte des Projektes von Interesse für den eigenen zukünftigen Unterricht, da sie aufzeigten, wie man Allgemeinbildung motivieren und in unterschiedlichen Schwierigkeitsniveaus vermitteln kann.
In einem anschließenden Schulrundgang konnten die Teilnehmer Einblicke in die Schulgebäude und den Unterricht der gastgebenden Schule gewinnen. Auch im Hinblick auf das Projektthema wurde hier deutlich und in welcher Weise Differenzierung und individuelles Lernen in Almada erfolgreich umgesetzt wird. Selbstverständlich kam es nach dem Schulbesuch zwischen allen Teilnehmern zu einem regen Austausch über die Ausgestaltung des Schulalltages oder auch die Klassenräume. Die Tatsache, dass die Reflektion sowohl aus Perspektive der Lehrer als auch der Schüler geschah, machte den Gedankenaustausch umso wertvoller.
Am Ende des ersten Schultages besprachen sich die Projektkoordinatoren noch über die thematische Arbeit der Folgetage, während die Jugendlichen die Schule mit ihren Partnern weiter entdecken konnten. Gestärkt durch das gute Essen der Schulmensa, konnte das Nachmittagsprogramm beginnen.
Für den heutigen Nachmittag hatte die portugiesische Lehrergruppe um Isabel Lopez einen Ausflug zu einem historischen Schiff im Hafen von Almada vorgesehen. Nach einem kurzen Weg erreichten alle Teilnehmer das große Segelboot. Bei der Besichtigung des Schiffes konnte man sich frei auf dem geschichtsträchtigen Segler bewegen und neben den vielen marinehistorischen Exponaten auch eindrucksvoll erfahren, wie Seeleute früher lebten und arbeiteten. Nach der Besichtigung stand noch ein kurzer Aufenthalt in der Altstadt von Almada an. Beim gemeinsamen Bummeln konnten sich die jugendlichen Teilnehmer noch besser kennen lernen und bei Eiscreme eine fröhliche Zeit miteinander verbringen.
Am späten Nachmittag ging es zurück zur Schule und die Schülerinnen und Schüler begaben sich in die Gastfamilien. Alle Teilnehmer gingen mit Vorfreude auf das gute portugiesische Abendessen und mit den nächsten Projekttag auseinander.
Tag 2: Mittwoch 10. November
Am zweiten Tag des Austausches trafen sich die Projektteilnehmer schon früh zur ersten Unterrichtsstunde an der Schule in Almada. Nach einer kurzen Aktivität zum Start in den Tag, versammelten sich alle Lernenden und Lehrkräfte in der sehr gemütlich eingerichteten Schulbibliothek der Escola Secundaria Fernao Mendes Pinto. Der erste Programmpunkt stand unter dem Motto „Erzähl mir eine Geschichte“. Alle Schülergruppen hatten eine Geschichte aus ihrer Heimat mitgebracht und trugen diese nun bilingual in Deutsch und Englisch vor. Einige Schülergruppen bereicherten ihre Geschichten noch durch kleine Anspiele und Musikbeiträge. Alle Beteiligten genossen die Aktivität und waren begeistert von den Beiträgen der Gleichaltrigen. Nach der eindrucksvollen Lesestunde warteten auf die Schülerinnen und Schüler weitere Aufgaben, die sich mit dem Lesen und auch dem Lernen in unterschiedlichen Kontexten befassten.
Die Lehrkräfte besprachen derweil die morgendliche Aktivität unter Gesichtspunkten der Differenzierung und Inklusion. Unter anderem wurde die Bedeutung des Lesens diskutiert und die vielen Möglichkeiten, wie man es in der Schule gezielt fördern kann. Die Lehrergruppe kam zu dem Schluss, dass Lesen ein integraler Bestandteil des Lehrprozesses ist und dass sie heute viele verschiedene Möglichkeiten kennengelernt hat, um Schüler für das Lesen zu begeistern.
In der anschließenden Plenarsitzung wurde das Nachmittagsprogramm besprochen. Eine Stadtrallye sollte den Teilnehmern Almada näherbringen. Ganz im Sinne der Projektthematik wurden Gruppen aus Jugendlichen und Lehrkräften aus unterschiedlichen Ländern gebildet, die die anspruchsvollen Aufgaben nur gemeinsam und unter Einbindung aller erfüllen sollten.
Nach einer Stärkung in der Schulmensa und einer kurzen Pause, starteten die Teams zur Stadtrallye. Während der Stadtrallye konnte man die Schönheiten Almadas- die Statue Christo Rei oder auch die große Brücke nach Lissabon- bewundern. Aber auch die kleinen Schönheiten Almadas und des portugiesischen Alltags konnte man erleben. Die Schülerinnen und Schüler genossen die Schnitzeljagt und trafen sich am Ende des Nachmittags müde, aber mit glücklichen Gesichtern zum gemeinsamen Ende der Stadtrallye.
Alle Aufgaben konnten erfüllt werden und als Endergebnis setzen alle Gruppen gemeinsam ein Puzzle zusammen, dass die Wichtigkeit der Inklusion mit dem Spruch „ “Diversity is being invited to the party; inclusion is being asked to dance,” darstellte.
Ein interessanter Tag ging zu Ende und die Vorfreude auf den kommenden Tag war riesengroß
Tag 3: Donnerstag 11.November
Der Vormittag des dritten Tages stand ganz im Zeichen von Unterricht. Die Austauschschülerinnen und Schüler besuchten in den ersten beiden Schulstunden den regulären Unterricht mit ihren Gastgebern. Aber auch die Lehrkräfte nahmen an den Unterrichtsstunden teil und erlebten im Rahmen der Hospitation, wie ihre eigenen Fächer in einem anderen Land und in einem anderen schulischen Umfeld unterrichtet werden. Selbstverständlich führten diese Einblicke anschließend zu einem fachlichen Diskurs, zu Vergleichen und zu einem Austausch über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Unterrichtens in Europa. Auch die Elemente der Differenzierung und Inklusion wurden gemeinsam betrachtet und befruchtend zusammengetragen. Auch die Lernenden bekamen den Auftrag sich mit dem erlebten Unterricht auseinanderzusetzen. In Gruppen bereiteten sie ihren Unterrichtsbesuch nach und erstellten die Skizze einer Unterrichtsstunde sowie eine virtuelle Ausstellung zum Projektthema.
Ein Highlight des dritten Schultags war auch die anschließende Aktion „Tanzt du?“. Die Schüler – und Lehrergruppen bekamen in einer Sportstunde die inkludierende Wirkung des Tanzens aufgezeigt und in welcher Weise man alle Lernenden motivierend in den Sportunterricht einbinden kann.
Ein weiteres Erlebnis an diesem Schultag hatte mit Sankt Martin zu tun. So wurden an der portugiesischen Schule sämtliche traditionelle Sankt Martins Snacks gereicht und durften von den Projektteilnehmern gekostet werden. Auch in dieser Aktion wurde deutlich, wie Feste ein Gemeinsamkeitsgefühl schaffen können, an dem alle partizipieren können.
Am Nachmittag ging es gemeinsam mit einem Reisebus nach Lissabon, der portugiesischen Hauptstadt. Die gastgebenden Lehrer um Isabel Lopez hatten sich ein tolles kulturelles Programm ausgedacht, dass für alle Teilnehmer sehr interessant und auch eindrucksvoll war. In internationalen Gruppen wurden das archäologische Nationalmuseum, das Kutschenmuseum sowie das Mosteiro dos Jerónimos besucht, das seit 1983 zum UNESCO Kulturerbe der Menschheit gehört und samt der angrenzenden Kathedrale eines der bemerkenswertesten Bauwerke der portugiesischen Hauptstadt ist.
Der erlebnisreiche und spannende Tag endete mit einem wunderschönen Sonnenuntergang in der portugiesischen Hauptstadt.
Tag 4: Freitag 12.November
Zum letzten des Austausches trafen sich alle Teilnehmer am Morgen in der mittlerweile liebgewonnen Schule in Almada. In der Aula der Schule trafen die Lehrergruppen mit den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern zusammen und das Tagesprogramm wurde von Isabel Lopez vorgestellt.
Der letzte Tag stand ganz im Zeichen von Reflektion, thematischem Resümee, aber auch von letzten Freizeitaktivitäten mit den Gastfamilien.
Die erste Aufgabe für die Schülerinne und Schüler war es, dass sie sich über ihre Erfahrungen zum Projektthema und ihre Ansichten zur Inklusion im Unterricht austauschen sollten um ihre Ergebnisse anschließend in einer Ausstellung zu präsentieren. Die Lehrkräfte trafen sich zeitgleich zu einem abschließenden Gespräch, in dem es nochmal sehr tiefgründig um die Möglichkeiten des Differenzierens du der individuellen Förderung ging. Eigene Erfahrungen wurden ausgetauscht und gemeinsame Nenner gesucht und gefunden. Es kam zu vielen guten Ideen zusammen und die Teilnehmer genossen die positive und konstruktive Arbeitsatmosphäre.
Nach einer kurzen Pause stellten die Schülergruppen ihre Ergebnisse vor und im Plenum wurde über neue Erkenntnisse gesprochen und es wurde deutlich, wie wichtig den Schülerinnen und Schülern Differenzierung, Inklusion und das gemeinsame Lernen ist.
Am Ende des letzten Schulvormittags in Almada stand die Evaluation und der Austausch über die vergangenen Tage. Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass diese Tage in Portugal sehr gewinnbringende und auch prägende Tage waren. Das Leben in den Gastfamilien, die neuen Freundschaften und auch die motivierende Auseinandersetzung mit dem Projektthema und das „Andere“ Erleben von Schule. Viele Teilnehmer hatten zum Abschied Tränen in den Augen, waren sich aber sicher in Kontakt zu bleiben und die neuen Freundschaften zu pflegen. Auf Wiedersehen in Siklos/Ungarn im Februar 2022!